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Musiklexikon
Buchstabe: C
Charleston
(2013)
Von Hans-Jürgen Schaal
Kurz nach dem Ersten Weltkrieg entstand der erste echte Klavierstil des Jazz, das Stride Piano, und zwar in New York, weitab von den südlichen Wurzeln dieser Musik. Und doch wieder nicht weitab: Der „Vater“ des Stride-Stils, James P. Johnson (1894-1955), holte sich seine Anregungen nämlich bei schwarzen Hafenarbeitern aus South Carolina. Die hausten gewöhnlich auf der New Yorker Westside zwischen der 60. und 63. Straße, einer Gegend, die man „The Jungles“ oder auch „Hell’s Kitchen“ nannte – kein ganz ungefährlicher Ort, vor allem nachts. Jimmy Johnson traute sich deshalb meist nur mit einem mutigen Beschützer hin, seinem besten Freund und schärfsten Klavier-Konkurrenten, Willie „The Lion“ Smith, der den Namen „The Lion“ nicht umsonst trug. Die Rhythmen, Tänze und Shouts dieser Hafenarbeiter, wenn sie nachts feierten, inspirierten tatsächlich den Stride-Stil, weshalb Johnson eines seiner bekanntesten Stücke „Carolina Shout“ taufte. Choreographen in New York entwickelten aus solchen Rhythmen sogar einen neuen Tanz und nannten ihn den Charleston – nach der größten Hafenstadt von South Carolina (ursprünglich: „Charles Town“). Für seine Präsentation in der Broadway-Show „Runnin’ Wild“ (1923) lieferte Johnson auch den passenden Song, „The Charleston“, den Text schrieb Cecil Mack. Dieser Song machte den neuen Modetanz mit seinen abwechselnden X- und O-Bein-Stellungen so populär, dass Charleston-Tänzerinnen zum Symbol der „Roaring Twenties“ wurden. Aus dem Charleston haben sich alle späteren Jazztänze entwickelt: Jitterbug, Two-Step, Lindy-Hop, Swing Dance, selbst der Rock’n’Roll. Nicht New Orleans, sondern die Hafenstadt in South Carolina schien vorübergehend die wahre Heimat afroamerikanischer Rhythmen zu sein. Selbst George Gershwin reiste mehrmals nach Charleston, um sich dort Anregungen für seine Oper „Porgy And Bess“ zu holen. Im Sommer 1934 lebte er wochenlang in einer Hütte auf Folly Island und übte sich im Shout Dance.
© 2013, 2020 Hans-Jürgen Schaal
© 2013 Hans-Jürgen Schaal |
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