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 Buchprüfung
Julio Cortázar:
Der Verfolger
(2016)
Von Hans-Jürgen Schaal
Er heißt zwar Johnny, nicht Charlie, heißt Carter, nicht Parker, sein grandioses Waterloo „Lover Man“ kommt als „Amorous“ daher, und die Baronin Nica firmiert als Marquise Tica. Doch unverkennbar stand Bebop-Pionier Charlie Parker hier Modell, der prototypische Märtyrer des modernen Jazz, der Mystiker der Intensität, der zwischen Saxofon, Alkohol, Drogen und Sex bei lebendigem Leib verglühte: „Mit der ersten Phrase seiner Musik zerfetzt er uns.“ Es sind die letzten Wochen im Leben von „Johnny Carter“, erzählt von seinem französischen Freund und Biografen Bruno, einem nüchternen, eitlen, aber auch selbstkritischen Jazzkritiker. Es ist die schwierige Annäherung an ein rätselhaftes Genie voller Manien und Halluzinationen, einen wie aus einer anderen Welt – kein Engel allerdings, eher ein Feuermensch unter lauter schattenhaften Geistern. Es ist die poetische Verdichtung eines Ausnahme-Phänomens, das in seiner eigenen Wirklichkeit, seinem eigenen Zeitrhythmus existiert, nach einer tieferen Wahrheit haschend, nach einer Tür, die sich in der Weltfassade öffnet, ein Jäger, ein Verfolger, ein Hase, der einem ominösen Tiger nachstellt. Dieser Johnny Carter durchlebt in eineinhalb Minuten eine Viertelstunde, harte Gegenstände beschreibt er als „verlangsamt elastisch“, und der Jazz ist für ihn „nicht nur Musik“. Dem Argentinier Julio Cortázar ist 1958 ein dichtes, poetisches Porträt gelungen, ausstaffiert mit Katastrophen aus Parkers Leben, ein Trip von einer Musiknovelle, heiß wie ein Bebopkonzert. Man verschlingt den Text in zwei Stunden.
© 2016, 2020 Hans-Jürgen Schaal
© 1970 Hans-Jürgen Schaal |
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19.05.2023 | Über STEPHAN-MAX WIRTH EXPERIENCE in Germering: "Eine wunderbar abgestimmte Formation, die ausgezeichnet begleitet, gelegentlich das musikalische Schlachtschliff geschickt am Wind hält und auch zu solistischen Abenteuern mit Freude und Vehemenz aufbricht.
Besonders das starke rhythmische Fundament, hin und wieder an die Hoch-Zeit des Fusionjazz in den 1970er Jahre erinnernd, treibt die Musik enorm an, gibt ihr diese kraftvolle Note, die durch Harmonie- und Rhythmuswechsel immer wieder ihr Gesicht verändert" - Jörg Konrad, kultkomplott.de |
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15.05.2023 | Aktuelle JAZZ-Rezensionen: JÖRG SCHIPPA, JIM BLACK, ULRICH DRECHSLER, ANTON MANGOLD, ARUAN ORTIZ, TONE GALLERY (alle: Jazzthetik), AKA MOON und MARTIN WIND (beide: Fidelity) |
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11.05.2023 | Neue Texte zu POP&ROCK in Fidelity 67: über die BEACH BOYS, PAUL SIMON, SLADE, DYSRHYTHMIA und ein Buch von FRANZ SCHIFFER |
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09.05.2023 | Thema KLASSIK: GYÖRGY LIGETIs Klaviermusik (Piano News), das Label TYXart (Image Hifi), DARIUS MILHAUD (Brawoo), Hanns-Josef ORTHEILS Buch "Wie ich Klavierspielen lernte" (Fidelity) und ein neues Editorial in CLASS 1/23 |
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