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Die vierte Hörhilfe 26.1.07

Mal Waldron

„Soul Eyes" (RCA Victor)
Mal Waldron, Steve Coleman, Andrew Cyrille, Joe Henderson, Jeanne Lee, Abbey Lincoln, Reggie Workman

ANKUNFT IM JAZZ-OLYMP

Dieses Album war wirklich überfällig: Pianist Mal Waldron ist einer der letzten Helden des Jazz, deren Loblied noch nicht gesungen wurde. 71 Jahre alt musste der Amerikaner werden, bevor eines der Major Labels in ihm den großen Innovator und Jazz-Klassiker entdeckte, der er ist.

In den 50er Jahren spielte Waldron beim provokanten Charles Mingus, war der letzte Pianist von Billie Holiday und machte eine Reihe hervorragender Platten für die Firma Prestige. In den 60er Jahren arbeitete er mit Freigeistern wie Eric Dolphy, Abbey Lincoln und Max Roach. Dann kam er nach Europa und brachte sich und seine Musik in die Emanzipation des europäischen Jazz ein. Hier und in Japan sind Waldron und sein kompromisslos modernes Klavierspiel seit 30 Jahren vitale Symbole der Jazzgeschichte. Nur in Amerika, wo noch immer die Jazz-Trends gemacht werden, hat man ihn wohl eine Zeit lang aus den Augen verloren. Die neue CD mit ihren hochkarätigen Gästen dürfte daran einiges ändern.

Als Pianist hat Waldron das Kaliber und die Sperrigkeit eines Thelonious Monk, Herbie Nichols, Randy Weston oder Elmo Hope. Es gelingt ihm, über die Harmonien eines Songs zu improvisieren und zugleich seinen eigenen, perkussiv insistierenden Patterns zu folgen. Mehr als der Pianist steht auf "Soul Eyes" aber der Komponist im Mittelpunkt, der einige seiner schönsten Stücke berühmten Kollegen auf den Leib schrieb. Diese bedankten sich dafür mit unsterblichen Aufnahmen: Man denke an John Coltranes Version von "Soul Eyes", an Eric Dolphys hitzigen "Fire Waltz", an Abbey Lincoln und die große Billie Holiday.

"Mal Waldron's Greatest Hits" könnte die CD im Untertitel heißen, denn hier sind die meisten jener Stücke versammelt, mit denen Waldron Jazz-Geschichte schrieb. Dennoch haben die Neu-Aufnahmen nichts Retrospektives oder Verklärendes. Im Gegenteil: Sie beweisen, dass Waldrons Klassiker frisch geblieben sind und noch heute junge wie alte Meister zu großen Leistungen inspirieren. Wir hören, wie sich Steve Coleman Waldrons "Judy" in seine eigene futuristische Welt übersetzt, wie Jeanne Lee den "Fire Waltz" in ungeahnt sanfte und melodische Gefilde entführt und wie Joe Henderson auf "The Git Go" zum modalen Höhenflug startet. Die Zeit ist endlich reif geworden für Mal Waldron.

Publiziert in Fono Forum 6/1998

© 1998, 2007 Hans-Jürgen Schaal


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