NEWS





Longtrack

Zum Progrock gehören Tempowechsel, Klassik- und Jazzanklänge, umfangreiche Instrumentalteile und überraschende Instrumente. Weil das alles zusammen kaum in einen Drei-Minuten-Song passt, gibt es den Longtrack.

Pink Floyd, Echoes (1971)

Von Adrian Teufelhart

Fliegende Untertassen und Interstellarflüge... Pink Floyd bewegten sich früh in Weltraum- und Science-Fiction-Gefilden. Um vom Image der Ufo-Kapelle wieder wegzukommen, setzten sie aufs Cover ihres sechsten Albums ein überdimensionales Unterwasser-Ohr. Am Text ihres Longtracks „Echoes“ bastelten sie so lange herum, bis die Verse nicht mehr nach Science Fiction klangen, sondern irgendetwas Maritimes und Submarines an sich hatten – zumindest in der ersten Strophe. Da gibt es: Albatros, Korallen, Sand und eine Menge Wellen. Später kommen dann auch ein Wir, ein Ich und ein Du. Surreale Poesie.

Viele Rocksongs bestehen aus zwei Gesangsstrophen, einem Solo- oder Instrumentalteil und einer abschließenden dritten Strophe. „Echoes“ macht keine Ausnahme – nur sind die Dimensionen etwas ungewöhnlich. Der instrumentale Mittelteil beginnt erst bei 5:23 Minuten, die Reprise setzt bei 19:10 Minuten ein. „Echoes“ dauert dreiundzwanzigeinhalb Minuten und füllt die gesamte zweite Seite des Albums „Meddle“. Zur Legende geworden ist der Mittelteil des Songs, diese 14 Minuten Instrumentalmusik – ein bewusstseinserweiternder Trip, ein Floyd-Trance-Klassiker, der Soundtrack zum Abheben. Mit „Echoes“ wurden Teile des Pink-Floyd-Films „Live At Pompeii“ unterlegt, aber auch der Surfer-Streifen „Crystal Voyager“ und sogar (versuchsweise) der Schluss von „2001 – A Space Odyssey“ – sie sind halt doch eine Science-Fiction-Band.

Dabei ist der erste Abschnitt des Mittelteils noch recht konventionell: Die Gitarre improvisiert einmal über die 20-taktige Strophe und hängt dann noch acht Takte dran. Bei 7:01 beginnt der zweite Abschnitt, eine funky-modale Jamsession, die an eine ähnliche Passage in „Atom Heart Mother“ erinnert. Zwischen die Gitarrenphrasen streut die Hammondorgel hier bluesige Läufe. Um die 11. Minute herum wird die Funk-Jam ausgeblendet – jetzt folgt der eigentlich psychedelische Abschnitt, ein statisches Klangbild ohne Rhythmus. Die Musiker sind hier Soundpioniere und haben sich für die Toncollage besondere Spiel- und Echotechniken einfallen lassen. David Gilmour zaubert „Möwenschreie“ durch ein verkehrt herum eingestecktes Wah-Wah-Pedal. (Es gibt aber auch Krähen aus dem Soundarchiv zu hören.) Im vierten Abschnitt des Mittelteils (ab 14:30) geht es dann über kurze Episoden (eine erinnert an „One Of These Days“ vom gleichen Album) in den h-Moll-Song zurück – zur letzten Strophe.

„Echoes“ ist noch für einen weiteren „maritimen“ Sound bekannt: das „Echolot“. Dafür hat Rick Wright das Klavier mit einem Leslie-Verstärker verbunden, wie ihn Hammondspieler verwenden – wenn man den Trick weiß, hört man’s.

Erschienen in: Fidelity 27 (2016)
© 2016, 2023 Hans-Jürgen Schaal


Bild

23.09.2023
JÖRG KONRAD über das CLAUS RAIBLE TRIO in Germering: "Claus Raible, ein Klavierspieler, der all die Tugenden in sich vereint, die einen leidenschaftlichen Bebopper ausweisen: schnell am Instrument, verspielt in den Harmonien, Querverbindungen zwischen den Rhythmen schaffend, melodisch manchmal fast eingängig, eben immer ein wenig verrückt – vom Mainstream. Und natürlich zitiert er die Großen der Zunft, die Genies, Propheten und Revolutionäre, wie Monk und Powell und Dameron. Raibles eigene Kompositionen sind in Anlehnung an diese Heroen entstanden, atmen den Geist des Bebop, sind weniger kantig, dafür fließend und virtuos. Ein Trio in Hochform" - kultkomplott.de

16.09.2023
Dynamische Klänge aus Bali: GAMELAN GONG KEBJAR (Image Hifi #173)

15.09.2023
Über MUSIK UND KÜNSTLICHE INTELLIGENZ: "Stochastische Klänge" (Brawoo 9/23)

12.09.2023
Die Seite "JazzIt!" hat ein Update bekommen

mehr News

© '02-'23 hjs-jazz.de