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Rockidelity

King Crimson: Live In Vienna (2018)

Von Adrian Teufelhart

In der klassischen Rock-Ära erschienen Live-Alben oft schon drei Monate nach dem Konzert. Bei „Live In Vienna“ dauerte es nun immerhin fast eineinhalb Jahre – ein neuerer Live-Mitschnitt aus Chicago hatte sich vorgedrängelt. Die Rock-Historiker der Zukunft könnten da sehr leicht die Übersicht verlieren, denn umfangreiche Konzertalben in Serie sind die Spezialität von King Crimson geworden – das letzte Studioalbum liegt 15 Jahre zurück. Seit fünf Jahren spielt die Band als Septett mit drei Schlagzeugern. Ein wild-naiver Rock-Act waren King Crimson zwar nie, aber nun ähnelt ihre Musik einem würdevollen und artifiziellen Zeremoniell, einer feierlichen Verewigung der 50-jährigen Bandgeschichte. Das große Rock-Experiment ist endgültig klassisch geworden. Auch in Wien wurden die Stücke aus der Anfangszeit wieder am meisten bejubelt, die Mellotron-Balladen wie „The Court Of The Crimson King“, „Epitaph“ und „Starless“ oder die raffinierten instrumentalen Heavy-Mirakel wie „Red“, „Fracture“ und „Larks’ Tongues In Aspic Part Two“. Doch nicht nur die Vergangenheit wird Stück um Stück aktuell aufbereitet, auch ganz neue Nummern kommen ständig dazu, etwa polyrhythmische Schlagzeug-Etüden („Hell Hounds“, „Devil Dogs“) und sogar vollwertige Songs („Suitable Grounds“, „Meltdown“). Die vielen Konzertalben sollen den ständigen Zuwachs des Band-Repertoires dokumentieren. Beim nächsten Live-Release in ca. sechs Monaten werden drei CDs kaum mehr ausreichen.

Erschienen in: Fidelity 38 (2018)
© 2018, 2023 Hans-Jürgen Schaal


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